Geschrieben von Gerd Hardenberg am 01. Oktober 2023
Auch im Alter wollen die Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt bleiben. Geht dies nicht mehr, übernehmen meist die Angehörigen die Betreuung. Von den rund 90.300 Pflegebedürftigen, die 2021 in Hamburg betreut werden mussten, waren weniger als ein Fünftel in einer stationären Einrichtung untergebracht. „Der Löwenanteil wird von der eigenen Familie versorgt!“, stellt Wicher fest. „Eine Aufgabe, die viel Verantwortung für die Pflegenden mit sich bringt. Man muss medizinisch bewandert sein, sich im Sozialrecht auskennen, um die richtigen Anträge zu stellen und dann ist da ja auch noch die persönliche Ansprache, die so überaus wichtig für Pflegebedürftige ist.“ Die Anforderungen sind enorm, zudem müssen eigene Bedürfnisse hintenangestellt werden: „Pflegende Angehörige verzichten auf vieles, sie stecken beruflich oft zurück, müssen ihr eigenes Leben hintenanstellen und auch der nächste Urlaub ist nicht spontan planbar. Zwar zahlt die Pflegekasse für sie Beiträge zur Rentenversicherung ein, „darüber hinaus wird diese wertvolle Arbeit, aber nur sehr halbherzig gewürdigt“, kritisiert Wicher. Er wünscht sich mehr niedrigschwellige Entlastungsangebote, und vor allem mehr Transparenz über Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten: „Es fehlt an Beratungsstellen, die beispielsweise in den Quartierzentren in den Stadtteilen eingerichtet werden könnten. Hier könnten sich Angehörige informieren und austauschen. Uns als SoVD ist dies sehr wichtig, wir bieten gemeinsam mit der Angehörigenschule Hamburg Kurse und Beratungen an, die sich eigens an pflegende Angehörige richten.“